Horizons entspringt der Reflexion des deutsch-japanischen Pianisten Leon Hattori
seiner eigenen mehrkulturellen Identität. Musikalisch ist es beeinflusst von
Musikern wie Lage Lund und Ben van Gelder, mit denen Hattori bereits gemeinsam
auf der Bühne stand.
Die Auseinandersetzung mit bildenden Künstler*innen, die wie Hattori selbst
zwischen westlichen und asiatischen Kulturen wandeln, führte zum thematischen
Ursprung des Albums. So finden Zuhörende in Kōen eine Hommage an den
japanisch-amerikanischen Bildhauer Isamu Noguchi, Schöpfer eines ganz
besonderen Parks in Hattoris Heimatstadt Sapporo, von dem dieser sich schon als
Kind besonders angezogen fühlte. Beat Generation wiederum würdigt die
gleichnamige literarische Bewegung der 1950er Jahre und die expressiven
Gemälde der chinesisch-amerikanischen Malerin Bernice Bing.
Hattoris Kompositionen werden durch zwei Stücke des belgischen Gitarristen
Eliott Knuets ergänzt. Mit Cranes und C-Star steuert der junge Gitarrist zwei
eindrucksvolle Stücke bei, die seine bemerkenswerte Reife als Instrumentalist und
Komponist unter Beweis stellen.
Im Zusammenspiel mit Knuets sowie seinen langjährigen musikalischen Begleitern
Nico Klöffer (Bass) und Simon Bräumer (Schlagzeug) entfaltet sich eine
gemeinsame musikalische Sprache, in der individuelle Stimmen zu einem größeren
Ganzen finden. Gemeinsam brechen die Musiker zu neuen Horizonten auf: dorthin,
wo Vertrautes und Fremdes aufeinandertreffen und Musik einen Raum der
Begegnung schafft, der Grenzen überwindet und neue Perspektiven eröffnet.
In den vergangenen Jahren, besonders während meines Masterstudiums an der
Kölner Musikhochschule (2022–2024), setzte ich mich intensiv mit der Frage nach
meiner Identität auseinander. Wer bin ich? Wo komme ich her? Und was möchte
ich mit meiner Musik ausdrücken? Diese Fragen begleiteten mich in dieser Zeit
besonders stark. Als jemand, der in drei Ländern aufgewachsen ist (geboren in
Japan, während der Grundschulzeit nach Deutschland gezogen und 2013 mit
meiner Familie nach Neuseeland gezogen, wo ich schließlich meinen
Schulabschluss machte), war diese Suche für mich stets eine komplexe
Angelegenheit. Seit meiner Kindheit beschäftigt mich das Thema Zugehörigkeit.
Ende 2022 besuchte ich im Museum Ludwig in Köln eine Sonderausstellung über
Isamu Noguchi, einen halb-japanischen, halb-amerikanischen Bildhauer, der in
meiner Heimatstadt Sapporo Spielplätze entworfen hat, an denen ich als Kind oft
spielte. Der Ausstellungsbesuch bewegte mich zutiefst, da ich in Noguchis Leben
und Gedanken viele Parallelen zu meinen eigenen Erfahrungen wiederfand.
Durch diesen Museumsbesuch entstand die Idee, ein Programm zu komponieren,
das von halb-asiatischen, halb-westlichen Künstler*innen inspiriert ist. Vier dieser
Werke fanden ihren Weg auf dieses Album, ergänzt durch zwei Stücke des
Gitarristen Eliott Knuets sowie die Komposition Corduroy, die das Album stilistisch
auf ideale Weise abrundet.
Mit diesem Programm möchte ich das Leben und die Werke dieser Künstler*innen
würdigen, die mit ihrer Kunst mir ein Gefühl von Zugehörigkeit gegeben haben,
und zugleich hoffe ich, mit meiner Musik anderen Menschen ein ähnliches Gefühl
geben zu können.
Fountain Lady
Hommage an Ruth Asawa (1926–2013)
Ruth Asawa war eine japanisch-amerikanische Künstlerin und galt in der Bay Area San
Franciscos als Ikone. Berühmt wurde sie zunächst besonders für ihre filigranen
Drahtskulpturen in aufwendiger Flechttechnik. Später schuf sie u.a. mehrere öffentliche
Brunnen in San Francisco, was ihr den Spitznamen „Fountain Lady“ einbrachte.
Cranes
Eliott: „Ich schrieb dieses Stück vor drei Jahren, als ich nach Basel zog. Beim Üben
schaute ich oft in die Abendsonne, in der sich zahlreiche Baukräne (engl. cranes) am
Horizont abzeichneten. Diese Szenerie inspirierte mich und gab dem Stück seinen
Namen.“
Under Our Feet
Diese Komposition ist inspiriert von Marjorie Pigott (1904–1990), einer japanischkanadischen
Künstlerin. Geboren wurde sie in Yokohama, floh 1940 vor dem drohenden
Krieg mit ihrer Schwester nach Kanada, wo sie ihren eigenen, halb-abstrakten Aquarellstil
entwickelte. In Japan war sie in der traditionellen Nanga-Malerei ausgebildet worden, die
sie auf kanadische Landschaften anwandte.
Corduroy
Im Surferslang bezeichnet „Corduroy“ eine Serie gleichmäßig geordneter Wellen, die wie
die Rippen einer Cordhose über das Meer verlaufen. Die Harmonien dieses Stücks greifen
diese wellenartige Struktur auf, während die Melodie darüber gleitet - wie ein Surfer, der
die Wellen nutzt, um seine Linien zu zeichnen.
C-Star
Eliott: „Dieses Stück entstand ebenfalls im ersten Jahr meines Studiums in Basel. Es ist
meinem Freund Cesar gewidmet, den ich im Jahr zuvor während unserer Schulzeit
verloren habe. Der Titel ‚C-Star‘ bezieht sich auf seinem Namen, um ihn nie zu
vergessen.“
Beat Generation
Inspiriert vom expressiven Werk der chinesisch-amerikanischen Künstlerin Bernice Bing
(1936–1998): wild, strukturiert, emotional. Das Stück soll ein visuelles Echo auf den
rebellischen Geist der Beat-Ära abbilden. In ihren Gemälden verband Bing
unterschiedlichste Einflüsse aus Techniken aus Asien und USA zu einer einzigartigen
Bildsprache. Besonders ihre Werke Self Portrait with a Mask und Lotus waren wichtige
Inspirationen für dieses Stück.
Kōen
Das Stück ist entstanden als Ode an den japanisch-amerikanischen Bildhauer Isamu
Noguchi (1904-1988), der den Moerenuma Kōen in Sapporo gestaltete. Mit diesem
besonderen Ort, einem ungewöhnlichen, an Formen und Skulpturen reichen großen
Landschaftspark in Sapporo - Hattoris Heimatstadt -, verbindet der Komponist besondere
Erinnerungen: schon als Kind fühlte er sich von diesem Landschaftspark angezogen, der
es bei jedem Besuch immer wieder neu erlaubte, in der Vielfalt seiner Räume und der
besonderen Formensprache der (begehbaren) Skulpturen auf spannende
Entdeckungstour zu gehen - sich „neue Horizonte“ zu erschließen.
Maxence Ravelomantsoa, der das Albumcover von „Horizons“ gestaltet hat, hat sich
dafür von Isamu Noguchis Skulpturen gerne inspirieren lassen.
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