Das Album „O Fado“ entstand aus der Verbindung zweier künstlerischer Sprachen, zweier musikalischer Welten und Individuen, die eine gemeinsame Ausdrucksform im Zeichen des Fado erschaffen wollten. Nach der gleichnamigen EP, die den Beginn dieser bemerkenswerten Zusammenarbeit markierte, präsentieren Lina und Marco Mezquida nun das komplette Album „O Fado”. Es ist eine tiefe Reise durch eine emotionale Geografie, in der Tradition und Innovation sich innig miteinander verbinden. Das Album enthält zwölf Songs – darunter Originale, Neuinterpretationen und Entdeckungen, in denen der Fado in neuen Formen, Rhythmen und in tiefen Momente der Stille zu hören ist.
LINA, deren Wurzeln in der Oper und im klassischen Gesang liegen, entdeckte schon früh ihre Liebe zu den großen Fado-Häusern – Orten der Gemeinschaft und offen stehenden Möglichkeiten, in denen ihre Stimme die Freiheit finden konnte, die heute zu hören ist. Unter dem Namen Carolina nahm sie für Sony auf und erlangte mit dem Projekt LINA_Raül Refree internationale Bekanntheit. Mit dem 2024 veröffentlichten Album Fado Camões stand sie an der Spitze der europäischen Weltmusik-Charts. Doch LINA weigert sich, stillzustehen. Aus diesem kreativen Impuls ist dieses neue Album entstanden. „Marco hat meiner Musik eine große Leichtigkeit verliehen“, sagt sie. „Das Klavier ist ein Instrument, das mich schon immer begleitet hat. Aber bei ihm ist es etwas anderes. Es ist, als wäre das Klavier ein Teil seines Körpers. Die Art, wie er sich ihm nähert, lässt mich schweben. Ich fühle mich gleichzeitig frei und tief verstanden.“
Marco Mezquida, 1987 auf Menorca geboren, zählt heute zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen iberischen Musikszene. Der Absolvent der ESMUC in Barcelona ist Komponist, Improvisator und produktiver Kollaborateur. Er ist regelmäßig auf den großen Bühnen der Welt zu sehen. Mit über 60 aufgenommenen Alben (20 davon als Bandleader), einer beeindruckenden Kreativität und einer völligen Hingabe zur Musik ist Mezquida ein Pianist, der die Tasten seines Klaviers zum singen bringen kann. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen der Jury- und Publikumspreis der BMW Welt Jazz Awards in München sowie drei Premis Alícia der Katalanischen Akademie, darunter der International Career Award im Jahr 2023.
„Eigentlich wollte ich schon immer Sänger werden“, sagt Marco. „Ich versuche mit dem Klavier zu singen und LINA hat eine Stimme, die mich tief berührt. Eine Stimme, die aus dem Innersten kommt und eine wahrhaftige Tiefe in sich trägt. Mit ihr zu arbeiten, ist wie mit einer Künstlerin auf der Bühne zu stehen, die ein eigenes Instrument darstellt – raumfüllend, lebendig und intensiv. Mit ihr zusammen zu singen, auch ohne Worte, ist ein seltenes Privileg.“
„O Fado“ präsentiert Kompositionen von LINA, mit denen sie eine weitere Facette ihrer vielseitigen künstlerischen Persönlichkeit zum Ausdruck bringt. Zu hören sind Gedichte von Florbela Espanca, Miguel Torga, Álvaro Duarte Simões, Vitorino Salomé, Sueli Costa und Luís de Andrade. Das gefühlvolle Gedicht „Não é fácil o Amor” in Verbindung mit der Musik von João Vieira erklingt als atemberaubend tiefe Version, welche die Gegenwart und die Gefühle im hier und jetzt widerspiegelt. Der Klassiker „Fado da Defesa”, der durch die historische Interpretation von Maria Teresa de Noronha unsterblich wurde, taucht sich in einem überraschenden Arrangement von Marco Mezquida in neues Licht. Daneben finden sich zeitlose Werke wie „Senhora do Almortão“ oder „Lisboa dos Manjericos“, einem Marsch, der im Original von der Portugiesin Amália Rodrigues gesungen wurde. Die Tatsache, dass sich im Repertoire des Albums auch spanische Lieder wie „No volveré“ und „El Rosario de mi Madre“ finden, zeigt dass der Fado etwas Universelles ist, das über die Sprache hinausgeht und soweit reicht, wie die künstlerischen Ideen es zulassen.
LINA und Marco Mezquida stehen sich in Gesang und Klavier nicht im Weg, sondern schaffen eine enge Verbundenheit. Sie suchen einander und ergänzen sich gegenseitig. Am Ende des Albums entsteht ein Ort, an dem sich der Fado in unterschiedlichen Farben, Worten und einem bewussten Innehalten neu findet. Ein Ort, der nur aus dieser Begegnung entstehen konnte – so einzigartig wie seine Protagonisten.
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